Das Laster mit den Hämorrhoiden

Jeder hat sie, jeder braucht sie. Aber welche Funktion haben Hämorrhoiden eigentlich, warum können sie sich entzünden und was kann man dagegen tun?

Von Andreas Rau, Apotheker bei Vietors Apotheken

Hämorrhoiden sind schwammartige Gefäßpolster, die ringförmig vor dem Schließmuskel des Afters liegen und gemeinsam mit diesem für die Feinabdichtung des Mastdarms (Rektum) sorgen. Die normale und einwandfreie Funktion der Hämorrhoiden ist maßgeblich für die Kontinenz des Darmes verantwortlich. Um unwillkürlichen Stuhlabgang zu verhindern, füllt sich das hämorrhoidale, arteriovenöse Gefäßpolster wie ein Schwellkörper mit Blut, wird dadurch größer und dichtet den Mastdarm zum Enddarm hin ab. Soll der Darm entleert werden, entleert sich auch das hämorrhoidale Gefäßpolster. Zusammen mit der Entspannung des Schließmuskels wird dadurch dann die Defäkation ermöglicht. Die Hämorrhoiden erfüllen also eine wichtige Aufgabe im gesamten Funktionsgefüge des Darms.
Problematisch wird es demzufolge dann, wenn sich das hämorrhoidale Gefäßpolster entzündet, beschädigt wird oder sich krankhaft vergrößert. Als Ursachen kommen hier falsche Ernährung, häufiges Auftreten von Verstopfung oder Durchfall, die Einnahme bestimmter Medikamente, Bewegungsmangel sowie langes und häufiges Sitzen in Betracht. Aber auch eine Schwangerschaft kann – vor allem im letzten Trimenon –
durch den erhöhten Druck zu vergrößerten Hämorrhoiden führen. Die Hämorrhoiden entzünden sich und schwellen an, es kommt zu den typischen Symptomen wie Juckreiz, Brennen, Nässen oder auch leichten Blutungen. Schmerzen hingegen lassen sich anatomisch durch entzündete Hämorrhoiden nicht erklären, da sie im sogenannten „nicht sensiblen“ Bereich des Rektums liegen, wo keine Schmerzweiterleitung stattfindet. Schmerzen im Bereich des Enddarms rühren daher meistens von kleineren Einrissen, sogenannten Fissuren, Abszessen oder Analthrombosen. Hämorrhoidalleiden werden in 4 Schweregrade eingeteilt, nach denen sich dann auch entsprechend die Behandlung orientiert.

Behandlung von Hämorrhoidalleiden:

Grundsätzlich gilt: Bei Beschwerden im Bereich des Rektums, egal welcher Art, sollte immer eine ärztliche Diagnose gestellt werden. Dies gilt vor allem beim Auftreten von Blutungen. Der Facharzt für diesen Bereich nennt sich Proktologe. Er schließt andere Enddarmerkrankungen aus und entscheidet anhand des Schweregrades, ob eine konservative Behandlung mit Salben, Zäpfchen oder Sitzbädern infrage kommt oder ob ein operativer Eingriff (Verödung / Gummibandligatur) angezeigt ist.

Basistherapie:

Zur Besserung der Symptome bei Hämorrhoidalleiden sollte als erste Maßnahme eine Umstellung der entsprechenden Lebensgewohnheiten erfolgen. Genügend Flüssigkeit (2–3 Liter/Tag), ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Bewegung stehen hier an erster Stelle. So hilft man dem Darm, seine normale Funktion wieder herzustellen, Verstopfungen und harter Stuhlgang bessern sich, die hämorrhoidalen Beschwerden gehen zurück. Unterstützend dazu bieten sich Quellstoffe wie Flohsamenschalen, stuhlerweichende Mittel wie Macrogol oder Probiotika zur Verbesserung der Darmflora an.

Salben, Cremes und Zäpfchen:

Die sogenannten Externa, also Arzneimittel, die man von außen auf die entsprechenden Stellen aufträgt, enthalten entweder ein Lokalanästhetikum oder pflanzliche wie auch synthetische Gerbstoffe. Salben sollten tagsüber eingesetzt und mit einem Fingerling oder einem Applikator aufgetragen werden. Zäpfchen sollten nachts angewendet werden, da sie dann störungsfrei in der richtigen Position verbleiben.
Lokal betäubende Stoffe (zum Einsatz in Salben und Cremes kommen Lidocain und Quinisocain) wirken durch Hemmung von Nervenimpulsen. Die Wirkung setzt sehr schnell ein. Ihr Einsatz empfiehlt sich besonders, wenn Juckreiz und Brennen im Vordergrund stehen, da diese Symptome effektiv unterdrückt werden. Die Behandlung ist rein symptomatisch. Gerbstoffe fällen Eiweiße auf der Schleimhautoberfläche und vernetzten diese quer. Dadurch entsteht eine abdichtende Schutzschicht. Bakterien können schwerer eindringen, Entzündungen werden besser eingedämmt und heilen ab, Wunden nässen weniger. Die Behandlung ist symptomatisch und kurativ. Liegen die Hämorrhoiden außen, kann man vor der Salbenbehandlung noch ein Sitzbad machen. Hierzu gibt es ebenfalls Zusätze, die Gerbstoffe oder pflanzliche Entzündungshemmer wie z. B. Kamille enthalten.

Keine übertriebene Analhygiene!

Eine vernünftige Analhygiene fördert das Abheilen von hämorrhoidalen Beschwerden und hilft, neuen Beschwerden vorzubeugen. Vernünftige Analhygiene bedeutet, den Bereich möglichst trocken zu halten. Bei der Reinigung nach dem Stuhlgang kein feuchtes Toilettenpapier benutzen (zumal hier oft auch reizende Zusatzstoffe enthalten sind). Gestaltet sich die Reinigung aufgrund der Beschwerden schwierig, kann man besser eine neutrale Salbe oder einen neutralen Balsam (Vaseline, Linola Schutzbalsam) zur Aufnahme von Stuhlresten verwenden. Beim Duschen keine Seifen oder Duschgele in diesem Bereich verwenden, sondern nur lauwarmes Wasser. Nachher gut trocknen (Föhn!).
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