Erweiterte Medikationsberatung von Patienten mit Polymedikation Pharmazeutische Dienstleistungen – unser Service für Ihre sichere und wirksame Arzneimitteltherapie - Teil 2

Seit Juni 2022 dürfen wir Ihnen pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, die Sie kostenlos bei uns in der Apotheke in Anspruch nehmen dürfen. Bei diesen Dienstleistungen handelt es sich um Maßnahmen, die die Sicherheit und Wirksamkeit Ihrer Arzneimitteltherapie verbessern sollen.

Von Jennifer Brüss, Apothekerin bei Vietors Apotheken

In der letzten Ausgabe unserer Elefantenpost haben wir Ihnen bereits die pharmazeutische Dienstleistung zur Inhalationstechnik vorgestellt*. Hier soll nun die erweiterte Medikationsberatung von Patienten mit Polymedikation näher erläutert werden.

Viele Menschen sind aufgrund von chronischen Erkrankungen auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme angewiesen. Oftmals reicht ein einzelnes Arzneimittel für eine erfolgreiche Therapie nicht aus, sodass eine Polymedikation notwendig ist, also eine Therapie mit verschiedenen Medikamenten, deren Einnahme zu unterschiedlichen Tageszeiten oder in variablen Darreichungsformen erfolgt. Durch Verschreibungen von Fachärzten zusätzlich zur hausärztlichen Medikation und der vom Patienten eigenständig in der Apotheke erworbenen Selbstmedikation kann hier schnell ein Sammelsurium von Medikamenten zusammenkommen. Doch nicht alle Medikamente sind gut und sinnvoll miteinander kombinierbar! Da es zu Wechselwirkungen zwischen einzelnen Arzneistoffen, aber auch zwischen Arzneistoffen und Lebensmitteln kommen kann, soll die pharmazeutische Dienstleistung zur erweiterten Medikationsberatung bei Polymedikation helfen, die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu verbessern. Ziel ist es, potenzielle arzneimittelbezogene Probleme (ABP) zu erkennen und zu lösen, um dadurch den Erfolg und die Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu optimieren. In der Praxis besteht die erweiterte Medikationsberatung von Patienten mit Polymedikation aus mehreren Teilen, die von unseren Apothekerinnen und Apothekern durchgeführt werden:

1. Das Brown-Bag-Gespräch

Nach vorheriger Terminabsprache setzen sich unsere speziell geschulten Apotheker/innen mit Ihnen zu einem persönlichen Gespräch zusammen. Zu diesem Termin packen Sie alle Ihre Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sowie eventuell vorhandene Medikationspläne und Laborbefunde von Haus- bzw. Fachärzten in eine Tüte (die sog. Brown-Bag) und bringen sie mit in die Apotheke. Wichtig ist hier, dass Sie auch eigenständig gekaufte Präparate, wie Hustensäfte, Schmerztabletten oder Vitamine dabeihaben. Zusammen mit Ihnen schauen wir uns an, wann, wie und zu welchem Zweck Sie die Arzneien einnehmen, sprechen aber auch mit Ihnen über Ihre Lebens- und Essgewohnheiten und die Lagerung Ihrer Medikamente. Alle Angaben werden genau notiert.

2. Die pharmazeutische AMTS-Prüfung

Die Informationen zu Ihrer Medikation werden durch unsere Apotheker/innen begutachtet und auf mögliche Unstimmigkeiten wie Wechselwirkungen,
Doppelmedikation, Nahrungsmittelinteraktionen und ungünstige Dosierungen überprüft. Auch die Einnahmezeitpunkte und die Lagerung werden kontrolliert. Hierzu stehen uns unser Fachwissen sowie unterschiedliche Datenbanken zur Beurteilung zur Verfügung.

Bewertung der AMTS und Erarbeitung von Lösungen

Stellen wir fest, dass es bei Ihrer Medikation potenzielle arzneimittelbezogene Probleme gibt, werden diese bewertet und Lösungsvorschläge erarbeitet, die bei Bedarf und mit Ihrer Zustimmung auch mit dem zuständigen Arzt besprochen und abgestimmt werden können. Im Anschluss erfolgt die Dokumentation der pharmazeutischen Dienstleistung.

Abschlussgespräch

Bei einem weiteren Termin teilen wir Ihnen die Ergebnisse und die eventuell daraus resultierenden Medikationsänderungen, Verbesserungsvorschläge oder andere relevante Informationen mit. Anspruch auf eine erweiterte Medikationsberatung haben Versicherte in der ambulanten häuslichen Versorgung, die aktuell und voraussichtlich auch über die nächsten 28 Tage mindestens 5 Arzneimittel in der Dauermedikation einnehmen bzw. anwenden. Hierbei muss es sich um 5 verschiedene, ärztlich verordnete, systemisch wirkende Arzneimittel oder Inhalativa handeln.

Die Dienstleistung kann einmal alle 12 Monate in Anspruch genommen werden. Bei erheblichen Umstellungen kann die Dienstleistung auch innerhalb der 12-Monatsfrist erneut erbracht werden. Von einer erheblichen Umstellung spricht man bei mindestens 3 neuen systemisch wirkenden Arzneimitteln oder Inhalativa innerhalb von 4 Wochen als Dauermedikation.

Wenn Sie aufgrund einer chronischen Erkrankung mehrere unterschiedliche Medikamente regelmäßig einnehmen müssen und Interesse an einer Medikationsberatung haben, sprechen Sie uns gerne an.

In dieser Ausgabe möchten wir genauer auf die Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung und das Üben der Inhalationstechnik eingehen.

Diese Dienstleistung hat zum Ziel, Sie im Umgang und der richtigen Anwendung mit Arzneimitteln zur Inhalation, umgangssprachlich auch als Asthmaspray bezeichnet, zu schulen. Denn nur korrekt angewendete Medikamente können den erhofften Therapieerfolg bringen. Außerdem soll Ihnen die Anwendung so einfach wie möglich gemacht werden. Bei den Arzneimitteln zur Inhalation gibt es – je nachdem um welchen Wirkstoff und Hersteller es sich handelt – viele unterschiedliche Inhalationsgeräte, sogenannte Devices, die sich oftmals signifikant in ihrer Handhabung und Anwendung unterscheiden. Bei der pharmazeutischen Dienstleistung zur Inhalationstechnik nehmen wir uns Zeit für Sie und besprechen mit Ihnen alle Punkte, die für die richtige Anwendung Ihres Device wichtig sind. Wir schauen uns an, wie Sie die Inhalation vorbereiten und durchführen und können direkt vor Ort mögliche Anwendungsfehler mit Ihnen zusammen analysieren bzw. Tipps zur vereinfachten oder verbesserten Anwendung geben. Der Mehrwert dieser Dienstleistung für die Arzneimitteltherapie ist groß, da die Therapie dadurch sicher und erfolgreich durchgeführt werden kann.

Sie können diese Dienstleistung jederzeit bei uns in Anspruch nehmen, wenn Sie ein neues Arzneimittel zur Inhalation verordnet bekommen haben oder bei einem bekannten Arzneimittel das Device wechseln. Voraussetzung ist, dass in den vorausgegangenen 12 Monaten keine Einweisung in einer Arztpraxis oder einer anderen Apotheke erfolgt ist und nicht an einem Disease-Management-Programm für Asthma- oder COPD-Patienten teilgenommen wird.
Wenn Sie aufgrund einer Erkrankung der Atemwege Arzneimittel inhalieren müssen, sprechen Sie uns an. Unser geschultes Team zeigt Ihnen gern den sicheren Umgang mit Ihrem Device.

Wir freuen uns auf Sie!