Allergie

Immer mehr Menschen sind von Allergien geplagt. Ob gegen Tierhaare oder Nahrungsmittel, Pollen, Chemikalien oder Hausstaubmilben: Allergien sind zu einer Volkskrankheit geworden. Laut Statistik ist jeder dritte Erwachsene von einer Allergie betroffen, bei Kindern dürfte die Zahl ähnlich hoch sein.

Einfach ausgedrückt, bezeichnet eine Allergie eine überschießende Reaktion des Körpers. Dringt eine Fremdsubstanz, auch als Allergen bezeichnet, in den Körper ein, bildet das Immunsystem Antikörper und wird dadurch sensibilisiert. Nach der Sensibilisierung kann es bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen aufgrund einer erblichen oder erworbenen Fehlprogrammierung des Immunsystems zur Überproduktion von Anti­körpern gegen an sich harmlose Sub­stanzen kommen. Das äußert sich dann in den verschiedensten Symptomen wie brennende Augen, juckende, laufende Nase, Husten, Atembeschwerden oder Hautauschlägen. Allergien gegen Blüten – und Gräserpollen (Heuschnupfen), Tierhaarallergien und Allergien gegen (Haus-)Staubmilben nennt man auch Allergien vom Soforttyp, da die Reaktionszeit des Körpers auf die Allergene sehr kurz ausfällt und damit die allergischen Symptome sehr schnell auftreten.

Dabei spielt der Botenstoff Histamin eine Schlüsselrolle, der im Körper nahezu überall vorkommt: In der Haut, in der Lunge, vor allem auch in allen Schleimhäuten.
Einmal freigesetzt, bindet Histamin an bestimmte „Andockstellen“, s. g. Rezeptoren, an der Oberfläche von Zellen. Das Signal der Histaminwirkung wird an die Zelle weitergegeben und es kommt zu entsprechenden Reaktionen. An den Blutgefäßen führt die Histaminwirkung zu einer Gefäßerweiterung sowie zu einer Erhöhung der Durchlässigkeit der Gefäße. In Folge sinkt der Blutdruck, Haut und Schleimhaut bilden Ödeme, weil Flüssigkeit aus den Gefäßen ins umliegende Gewebe austritt. Auf der Haut wird das häufig durch Rötung, Juckreiz und Quaddelbildung sichtbar. In der Nasenschleimhaut steigt dadurch die Schleimproduktion, die „Nase läuft“. Die Augen sind gerötet, die Lieder schwellen an und der Tränenfluss steigt.In der Lunge führt die Histaminwirkung zu einer Konstriktion, also einem Zusammenziehen der Bronchien. Es kann zu erschwertem Atmen bis hin zur Atemnot kommen, da parallel die Bronchialschleimhaut mehr Schleim produziert und auch anschwellen kann. Diese Reaktion findet sich häufig bei sehr schweren Allergien wie z. B. gegen Bienengift / Wespengift und muss sofort behandelt werden.

Die schwerste Form der allergischen Reaktion ist der sogenannte anaphylaktische Schock. Er tritt zum Glück nur sehr selten ein, betrifft aber in der Regel den gesamten Körper und das Organsystem und ist akut lebensbedrohlich. Hier ist sofortige erste Hilfe und notärztliche Behandlung erforderlich. Auslöser sind oft Insektengifte oder Nahrungsmittel (Erdnüsse). Interessant ist an dieser Stelle noch, dass alle durch Histamin ausgelösten Reaktionen dem Körper dazu dienen, die Fremdkörper (Allergen) schnellstmöglich wieder los zu werden. Die Weitstellung der Gefäße schafft mehr Blut und damit mehr Abwehrzellen (Antikörper) zu der betreffenden Stelle. Gewebsflüssigkeit tritt aus, um Fremdkörper weg zu schwemmen (die Nase läuft, die Augen tränen). Rötung und Schwellung führen zu Juckreiz, auch dieser dient der Entfernung von Fremdkörpern (kratzen).
Gegen die allgemeinen Symptome einer Allergie, wie sie die meisten Allergiker erleben, hat man heute zahlreiche Optionen der Behandlung. Die Einfachste ist wohl die weitestgehende Vermeidung des Allergens.

Hier helfen einfache Ratschläge:

  • Vor dem zu Bett gehen duschen und Haare waschen, also die Pollen (Allergene) vom Körper entfernen.
  • Nachts das Schlafzimmerfenster schließen, da der Pollenflug oft verstärkt in den sehr frühen Morgenstunden stattfindet.
  • Kleidung vom Tag nicht im Schlafzimmer lagern.
  • Bei Hausstaubmilbenallergie Teppichböden regelmäßig saugen (besser sind alternative Böden wie Laminat, Holz, Fliesen), hypoallergene Bettwäsche benutzen (milbendichte Bezüge verhindern das Austreten von Milbenkot).
  • Regelmäßig eine Nasendusche benutzen. Die Nasenschleimhaut ist die Haupteingangspforte für Allergene wie Pollen oder Milbenkot. Die regelmäßige Reinigung mittels Nasendusche senkt die Allergenlast spürbar und führt zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden.
  • Draußen, vor allem an windigen Tagen eine Sonnenbrille tragen.
  • Tatsächlich bildet auch die Atemschutzmaske, die seit Corona ja zum Alltag gehört, einen wirksamen Schutz vor Pollen.

Bei der medikamentösen Therapie von Allergien gibt es drei Möglichkeiten:

 

1. Die lokale Behandlung der Beschwerden an Auge, Nase und Bronchien.

Hier stehen eine ganze Reihe gut wirksamer, oft auch rezeptfreier Wirkstoffe zur Verfügung. Die Palette reicht von einfachen Antihistaminika in Augentropfen und Nasensprays bis hin zu leichten Kortisonen, die ihre Anwendung in Nasen – und Bronchialsprays finden. Antihistaminika, wie z. B der Wirkstoff Azelastin, blockieren die Andockstellen für Histamin auf den Schleimhäuten und im Auge. Der durch Histamin vermittelte Reiz wird unterbrochen, die Symptome klingen ab. Zudem stabilisiert Azelastin auch noch die Speicherzellen des Histamins, s. g. Mastzellen. Dies führt dazu, dass weniger Histamin ausgeschüttet wird.
Lokal angewendete Antihistaminika wirken rasch und sind sehr gut verträglich, da sie kaum in den Körperkreislauf aufgenommen werden. Sie wirken ausschließlich am Ort des Geschehens. Azelastin kann auch bei Kindern ab dem 6. Lebensjahr angewendet werden. Bei stärkeren oder länger andauernden Beschwerden wirken Kortisone deutlich effektiver als Antihistaminika. Sie kommen in rezeptfreien und auch verschreibungspflichtigen Nasensprays zur Anwendung und hemmen und unterdrücken entzündliche Prozesse, wie sie z. b. auch durch Histamin ausgelöst werden. Da ihre Wirkung aber verzögert eintritt, müssen sie regelmäßig angewendet werden.

2. Die systemische Behandlung allergischer Beschwerden.

Sind die allergischen Beschwerden durch Vermeidung der Allergene und lokale Therapie nicht ausreichend zu behandeln, gibt es die Möglichkeit einer Therapie mit antiallergisch wirksamen Tabletten.
Diese enthalten ebenfalls Substanzen, die das Histamin in seiner Wirkung blockieren (Antihistaminika), nur geschieht das hier systemisch, d. h. die Substanzen werden in den Blutkreislauf aufgenommen und wirken im gesamten Organismus. Die Wirkung setzt 40 – 60 Minuten nach Einnahme ein, fällt i. d. R. stärker aus als bei der lokalen Alternative und hält zudem deutlich länger an. Allerdings gibt es auch Nebenwirkungen, von denen die Müdigkeit wohl am häufigsten vorkommt. Aber auch Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Mundtrockenheit, Übelkeit und Durchfall zählen zu den möglichen unerwünschten Wirkungen, treten jedoch eher selten auf.

3. Hyposensibilisierung

Die Hyposensibilisierung, auch Allergie – Immuntherapie oder spezifische Immuntherapie genannt, ist im Grunde nichts Anderes als eine Allergie-Impfung. Diese Form der Therapie lindert nicht nur die Symptome, sie bekämpft auch die Ursache der Allergie: die Überreaktion des Immunsystems. Der Körper wird in regelmäßigen Abständen mit kontrollierten Mengen des Allergens (oder der Allergene – auch die Kombination mehrerer Stoffe ist möglich) konfrontiert, indem es gespritzt, oder als Tablette / Tropfen eingenommen wird. Das Immunsystem lernt, diesen Stoff (o. Stoffe) als harmlos und unschädlich zu erkennen, da er dem Körper regelmäßig zugeführt wird. Die überschießende Reaktion bei Allergenkontakt nimmt deutlich ab und kann, nach mehreren Behandlungszyklen auch komplett verschwinden.
Wenn Sie Fragen zum Thema Allergie haben oder spezifischen Beratungsbedarf, sprechen Sie uns gerne an!