Die Mariendistel Eine alte Heilpflanze neu entdeckt!

Die Mariendistel, ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch, wird seit vielen Jahren als Arzneipflanze verwendet. Doch was kann sie wirklich, für welche Beschwerden kann sie eingesetzt werden und für wen ist eine Einnahme sinnvoll? Welche Rolle spielt sie in der Behandlung des Post-/Long Covid Syndroms? Diese Fragen versucht der Artikel zu beantworten.

Von Andreas Rau, Apotheker bei Vietors Apotheken

Die Mariendistel gehört zu der Pflanzengruppe der Korbblütler. Wirksam sind ausschließlich die Samen der Pflanze, Blätter, Stiel und Wurzel werden heilkundlich nicht genutzt. Geschichtlich findet man erste Berichte über die Verwendung der Mariendistelsamen als Lebertherapeutikum aus dem 18. Jahrhundert. Heute gilt die Mariendistel als die wohl am besten untersuchte Leber-Heilpflanze.
Die Wirkstoffe der Mariendistelsamen gehören zu den sogenannten Flavonoiden und sind damit sekundäre Pflanzenstoffe, also Stoffe, die der Pflanze zum Beispiel als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde oder mikrobielle Angriffe dienen, aber auch als Wachstumsregulatoren oder Farbstoffe fungieren.
Die drei Hauptflavonoide Silybin, Silychristin und Silydianin bilden zusammen den Flavonoidkomplex Silymarin. Silymarin stellt also die wirksame Verbindung aus den verschiedenen Inhaltsstoffen dar. Die Extrakte aus den Pflanzensamen und damit der Inhalt der verschiedenen Arzneimittel unterscheiden sich lediglich in der Konzentration des Gehaltes und der Qualität.

Wirkung und Anwendung:

Silymarin wirkt antioxidativ, es neutralisiert also freie Radikale und mindert somit den oxidativen Stress. Was bedeutet das genau? Mit oxidativem Stress wird ein Ungleichgewicht bezeichnet zwischen freien Radikalen und Radikalfängern im Organismus. Freie Radikale sind Sauerstoffverbindungen, denen ein Elektron fehlt. Dadurch sind sie sehr reaktionsfreudig, weil sie ihr fehlendes Elektron ersetzen möchten. Dazu entreißen sie anderen Molekülen Elektronen, was wiederum zur Bildung neuer freier Radikaler führt. Freie Radikale beeinträchtigen den Ablauf von Stoffwechselprozessen negativ und können zu Zellschädigungen und Zelluntergang führen.

Bezogen auf die Leber bedeutet das, Silymarin wirkt zellschützend, kann Lebergifte neutralisieren/abmildern und die Regeneration von Leberzellen förden. Auch eine positive Wirkung auf die Gallenfunktion wurde nachgewiesen. So wird durch Silymarin die Gallenbildung in der Leber gefördert und die Gallenblasenentleerung angeregt. Die positive Wirkung auf die Leberzellen beruht auf einer Stabilisierung der Zellmembran, wodurch verhindert wird, dass hepatotoxische Stoffe in die Zellen eindringen können. Auch die Regeneration bereits geschädigter Leberzellen wird durch eine Durchblutungsförderung der Pfortader und damit einer erhöhten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung verbessert und beschleunigt.

Die Einnahme von Silymarin-Kapseln sollte bei normal gesunden Menschen kurmäßig für 1–2 Monate erfolgen. Dabei sollte auf einen qualitativ guten Extrakt mit ausreichend hohem Silymaringehalt von 200–400 mg/Kapsel geachtet werden. Silymarin kann bei vielerlei Leberproblemen eingesetzt werden. Als Begleitmedikation bei Fastenkuren, bei medikamenten- oder alkoholinduzierten Leberschädigungen, bei nicht alkoholbedingter Fettleber, als Begleittherapie bei Leberzirrhose und virusbedingter Hepatitis.

Natürlich ist es auch sinnvoll, eine Silymarin-Therapie mit einer leberschonenden Ernährungsweise zu kombinieren. Fette und Zucker reduzieren, keinen Alkohol trinken, keine konzentrierten Fruchtzucker (Smoothie) zu sich nehmen, genügend Flüssigkeit (Wasser, Tee) trinken und ggf. zu Beginn eine Darmreinigung durchführen – das alles sind Maßnahmen, die die Leber entlasten und Zellregeneration beschleunigen.

Auch bezogen auf eine durchgemachte Covid-19-Infektion oder eine Post-Covid Symptomatik kann der Einsatz von Silymarin sinnvoll sein. Nur eine gesunde Leber kann ihre Aufgaben im Organismus vernünftig wahrnehmen. Heilungsprozesse, Entgiftung, Verdauungsprozesse, Stoffwechselprozesse, die Leber hat auf viele Dinge einen maßgeblichen Einfluss. Auch wenn der Effekt einer Covid-Infektion auf die Lebergesundheit nicht vollständig wissenschaftlich geklärt ist, so spricht doch die positive Wirkung von Silymarin auf die Leber für einen guten Heilungsprozess des Organismus nach einer Covid-19 Infektion.

Sie haben Fragen zur Mariendistel, zu Silymarin als Lebertherapeutikum? Sprechen Sie uns gerne an. Wir beraten Sie zu den richtigen Präparaten und Dosierungen sowie zu allen Themen rund um Ihre Lebergesundheit!